The Polaroid Project

The Polaroid Project

Der Mythos Polaroid

Als seine Tochter nicht warten konnte, ein Bild zu sehen, das er von ihr gemacht hatte, entwickelte Edwin Land die Sofortbildfotografie und begründete damit den Erfolg des Unternehmens Polaroid. 1947 stellte er in New York der Öffentlichkeit erstmals den von ihm entwickelten Sofortbildfilm vor. Damit löste er eine Revolution aus, die die Gebrauchsweisen der Fotografie bis zum heutigen Tag beeinflusst.

Die Ausstellung The Polaroid Project im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg stellt in der Ausstellung The Polaroid Project das Phänomen Polaroid nun erstmals in seiner gesamten Bandbreite vor.

Der geniale Erfinder der Sofortbildfotografie Edwin Land sah in allen Menschen potenzielle Künstler und erschuf für sie das optimale technische Medium. Die Sofortbildfotografie wurde ein unmittelbarer Erfolg. Millionen von Menschen begannen, mit dem Medium zu experimentieren.

In Sekundenschnelle wurde ein Augenblick greifbar, konnte gebannt und geteilt oder in materieller Form verschenkt werden. Der Weg in ein Labor und das Warten, bis ein Bild entwickelt war, gehörten nun einer überflüssigen Vergangenheit an.

Unmittelbar und spontan, mit einer Kamera in cleverem Design, wurde Polaroid das charakteristische Medium für Menschen, die Bilder sofort mit Menschen ihrer Wahl im Hier und Jetzt teilen wollten.

Es entstanden Bildunikate ohne Negative, einzigartige Souvenirs für die Ewigkeit. In der Blütephase der Technik, während der 1970er Jahre, wurden Milliarden von Polaroids gemacht.

Unerwünschte Blicke auf Film und Fotos durch Dritte wie einen Entwickler waren von nun an ausgeschlossen. Nicht nur Robert Mapplethorpe, bekannt für seine Aktfotografien, musste delikate Aufnahmen nicht in ein Labor bringen, um sie dort entwickeln zu lassen. Der legendäre amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams, wurde der künstlerische Berater von Polaroid. Der für seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen berühmte Fotograf Walker Evans hatte es zuvor kategorisch abgelehnt, ließ sich durch die Polaroidtechnik aber davon überzeugen, auch Aufnahmen in Farbe zu machen. Andy Warhol war erklärtermaßen süchtig nach Polaroid und fotografierte Prominente serienmäßig mit der neuen Sofortbildfototechnik und verwendete auch für seine Siebdrucke immer Polaroidvorlagen. Chuck Close setzte Porträts puzzleartig aus Polaroids zusammen.

Der Objektcharakter der SX-70-Polaroids war das ideale Material für Collagen, konnte übermalt werden und inspirierte durch das quadratische Bildformat und den als weißen Rand vorgegebenen Rahmen viele Künstler zusätzlich bei ihren Bildfindungen.

Sofort war eine Kontrolle des Ergebnisses möglich und schnell konnte ein Werk den Vorstellungen entsprechend durch einen neuen Aufnahmeversuch im Bedarfsfall noch optimiert werden. Gerade dieses Höchstmaß an Kontrolle über den Arbeitsprozess faszinierte viele Künstler. Anderen gefiel es, die im Bild enthaltenen Chemikalien zur Farberzeugung zu manipulieren und damit abstrakte Strukturen auf der Oberfläche hervorzurufen.

The Polaroid Project im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigt Arbeiten, die zwischen 1955 und 2015 entstanden. Über 200 Fotografien von über 100 Künstlern, darunter so namhaften wie Ansel Adams, Nobuyoshi Araki, Chuck Close, Walker Evans, David Hockney, Dennis Hopper, André Kertesz, Robert Mapplethorpe, Robert Rauschenberg und Andy Warhol, werden im Rahmen der Ausstellung gezeigt.

Darin spiegeln sich die unterschiedlichsten künstlerischen Techniken und Temperamente: Vom populären SX-70 Schnappschuss bis zum Großpolaroid (50 x 61 cm), das im Studio angefertigt wurde, reicht auch das Spektrum der Motive vom flüchtigen Alltagsausschnitt bis zum akribisch inszenierten Porträt.

Seit den 1960er Jahren wurde in der amerikanischen Firmenzentrale in Cambridge eine Sammlung angelegt, die den steten und engen Austausch des Unternehmens mit renommierten Größen der Kunstszene dokumentiert. Das Unternehmen hatte vielen Talenten in seinem “Artist Support Program” Filmmaterial und Kameras zur Verfügung gestellt.

Viele Künstler, die mit der Polaroid-Sofortbildtechnik arbeiteten, vermachten dem Unternehmen im Gegenzug ihre Bilder. Als Polaroid 2010, nach dem Bankrott des Unternehmens, die eigene Sammlung veräußern musste, wurde sie durch das Wiener Fotografiezentrum WestLicht vor dem Ausverkauf gerettet. Diese Sammlung ist nun, zusammen mit 90 Kameramodellen und Prototypen im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zu sehen. Die Entwicklung der Sofortfotografie wird so als innovative Technik beleuchtet, die eine visuelle Revolution möglich machte.

Öffnungszeiten – Ticket zur Ausstellung The Polaroid Project

Am 15. März 2018 wird The Polaroid Project im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg um 19 Uhr eröffnet.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind vom 16. März bis 17. Juni 2018 jeweils Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr. Donnerstags verlängern sich die Öffnungszeiten auf 10-21 Uhr.
Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg liegt in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hauptbahnhof.

Das reguläre Ticket kostet 12 €. Das ermäßigte Ticket kostet 8 €. Während der Öffnungszeiten donnerstags ab 17 Uhr kostet das Ticket für alle Besucher 8 €. Für Besucher bis 17 Jahre ist das Ticket zur Ausstellung und zum Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg immer gratis.

Das Buch The Polaroid Project

Der Katalog zur Ausstellung The Polaroid Project ist als Buch unter dem Titel „Das Polaroid Projekt. Die Eroberung durch die Kunst“ im Hirmer Verlag erschienen. Das Buch kann direkt im Museum erworben werden und ist auch bei Amazon erhältlich. Das Buch zeigt Polaroidbilder aus allen Epochen der Firmengeschichte, erklärt die Grundlagen der speziellen Polaroidtechnik, beschreibt die diversen Kameratypen und widmet sich in insgesamt vierzehn, thematisch verschiedenen Kapiteln unter anderem auch Schwerpunkten wie der Rolle des Polaroids in der DDR oder dem speziellen Umgang Andy Warhols mit dem Polaroid als Mittel der Selbstinszenierung.

Die Bildquellen für diesem Eintrag finden Sie hier.

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