Yoga – zwischen meditativen Stil-Formen und körperlichem Powertraining
Yoga-Übungen entwickeln sich allmählich zum Volkssport der esoterisch interessierten Frauen und der alternativ lebenden Menschen. Neben energetischen und dynamischen Yoga-Formen sind auch sehr ruhige und meditative Yoga-Varianten zu finden. Den Einstieg bildet oft das Hatha Yoga. Doch es gibt insgesamt etwa 130 Yoga-Arten zu entdecken.
Was in Deutschland oder Amerika unter dem „Yoga„-Label an Kursen angeboten wird, ist nur ein Teil dessen, was die Erfinder einst mit demselben Begriff bezeichnet haben. Während wir häufig lediglich die Asanas auf einer Yogamatte üben – und bestenfalls noch Atemtechniken und kurze meditative Phasen in die Übungen einbauen -, verstanden die Inder den Yoga als ein umfassendes philosophisches System. Die Asanas stellten daher nur einen verschwindend kleinen Teil des indischen Yoga-Systems dar. Als wichtige Schriften über das Thema dienen bis heute das Yogasutra, die Upanischaden sowie die Bhagavadgita.
Der Yoga-Weg beinhaltete ursprünglich sowohl geistig-seelische Bestandteile als auch körperliche Übungen. Er umfasste zudem eine eigenständige Gesundheitslehre, die als Ayurveda bekannt wurde. Doch der Yoga stellte nur ein Sechstel der klassischen indischen Philosophie-Schulen (Darshanas) dar. Er beinhaltete Regeln über eine gesunde Lebensführung und Ernährung, entwickelte mit seiner Bewegungslehre einen sportlich-meditativen Aspekt und befasste sich neben der Forderung nach Meditation und einem asketischen Lebensstil auch mit geistigen und religiösen Fragen. Es ging im Yoga um Einswerdung und Selbsterkenntnis.
Yogamatte, Yogatuch, bequeme Yogabekleidung und Hilfsmittel wie Blöcke und Gurte etablierten in der Folge des weltweiten Yoga-Booms ein eigenes Geschäftsfeld. Die Yogamatte sollte rutschfest und chemiefrei sein. Von einfachen Yogamatten aus Schaumstoff über Recycling-Modelle bis zu Luxus-Yogamatten aus Lammfell ist eine große Bandbreite an Yogamatten zu haben. Das Yoga-Handtuch wird bei Übungen auf der Yogamatte ausgebreitet, um Hygiene bei schweißtreibenden Yoga-Übungen herzustellen. Handtuch und AerialYoga Yogatuch können nach jeder Yoga-Stunde gewaschen werden.
Mit Blöcken und Gurten können bestimmte Asana-Stellungen erleichtert und unterstützt werden. Diese Hilfsmittel sind jedoch meist bei den dynamischen Yoga-Formen im Einsatz. Außerdem kommen sie bei jenen Yoga-Stilen zur Anwendung, die ein langes Halten der Asanas erfordern. Solche Hilfsmittel liegen meist neben der Yogamatte. Das Yogatuch kann ein einfaches Handtuch oder ein spezielles Yogatuch fürs AerialYoga sein. Eine Decke kann man sich bei der Meditation im Liegen über den Körper legen, ein Handtuch am Ende der Stunde zum Abtrocknen nutzen.
Die Entwicklung des indischen Yogas
Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Yoga-Schulen. Jede Schule definierte den inhaltlichen Schwerpunkt ihres Yoga-Verständnisses etwas anders. Dafür wurden die anderen Aspekte des Yoga-Wege weniger wichtig genommen. So gibt es bis heute meditativere Yogaformen und solche, die mehr Wert auf Bewegung und Tempo legen. Inzwischen sind zahlreiche unterschiedliche Yoga-Formen bekannt. Die bei uns bekannteste Yoga-Form ist das Hatha-Yoga. Neue Formen wie Power-Yoga oder AerialYoga erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Im Rahmen der esoterischen Welle und des New Age kam Hatha-Yoga Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nach Amerika und Europa. Es fand dort begeisterte Anhänger. Yogamatten wurden zur Standard-Ausrüstung der Frauen und Männer, die sich mit esoterischen Inhalten befassten. Viele heute im Westen bekannte Yoga-Formen stellen aber nur einen winzigen Teil des ursprünglichen indischen Philosophie-Systems dar. Doch mittlerweile zeichnet sich ein Trend ab, dem zufolge auch weitere Elemente des indischen Yoga-Systems in die Yogastunden integriert werden. Korkblock, Yogatuch und Yogamatte sind Utensilien, die jeder Yoga-Praktizierende kennt.
Welche Yoga-Arten sind mittlerweile bekannt geworden?
Die Zahl der unterschiedlichen Yoga-Richtungen ist kaum noch zu fassen. Es gibt mittlerweile mehr als 130 verschiedene Yoga-Formen und Richtungen. Vermutlich werden im Laufe der Zeit noch weitere Formen entwickelt. Jede Yoga-Form betont andere Aspekte. Die jeweils ausgeführten Übungen bewirken unterschiedliches für Körper, Seele und Geist. Meist beginnen die Menschen im Westen mit Hatha Yoga oder Kundalini Yoga. Viele Übende probieren nach ein paar Jahren andere Yoga-Formen aus, die ihren Bedürfnissen mehr entsprechen.
Hier ein kurzer Überblick, welche Yoga-Formen die meisten Anhänger gefunden haben.
Anusara Yoga dreht sich um das Entwickeln der optimalen Körperhaltung und einer vertieften Verbindung von Körper, Geist und Herz. Während der Übende auf der Yogamatte Asanas aufbaut, korrigiert der Lehrer seine Haltung.
Ashtanga Yoga ist einer der dynamischen Yoga-Stile, bei denen Bewegungen im Vordergrund stehen. Dazu benötigt es körperliche Fitness. Handtücher bilden eine hygienischen Unterlage auf der Yogamatte. Aus diesem Yoga-Stil entwickelten sich weitere dynamische Yoga-Formen.
Bikram Yoga beruht auf dem Üben von 26 Asanas. Bikram-Übungen werden in einem Raum praktiziert, der auf 38 Grad Celsius aufgeheizt ist. Das intensive Schwitzen auf der Yogamatte soll die Entgiftung fördern. Bei Blutdruckproblemen ist Bikram Yoga nicht angezeigt. Handtuch oder Yogatuch werden hier dringlich benötigt.
Hatha Yoga wurde zur Grundlage fast aller mittlerweile bekannten Yoga-Stile. Kernpunkt des Hatha-Yoga sind Asanas, Atemübungen, mentale Entspannung und Meditationsübungen. Die Asanas werden langsam auf der Yogamatte aufgebaut und sind auch für Anfänger gut zu bewältigen.
Der Integrale Yoga wurde von Sri Aurobindo entwickelt. Er wollte die Grundlagen der indischen spirituellen Philosophie in der Yogapraxis etablieren.
Iyengar Yoga ist ein dynamischer Yoga-Stil. Die Übungen auf der Yogamatte sind sehr körperbetont. Sie fordern die Fitness der Kursteilnehmer erheblich. Das sorgfältige Aufbauen und lange Halten der verschiedenen Asanas ist typisch, ebenso die Nutzung von Yogablöcken und Gurten. Ergänzt wird diese Yoga-Form durch Atemübungen (Pranayama).
Jnana Yoga gilt als eine der spirituellen Yoga-Formen. Das Forschen nach dem Wesen des Ichs, dem Ursprung der Dinge oder Erkenntnisse über die Realität stehen im Mittelpunkt. Hier sitzt man zeitweise auf der Yogamatte und praktiziert Meditationsübungen.
Karma Yoga fordert Handeln aus Nächstenliebe ein. Man soll im Leben Gutes tun, ohne Lohn dafür zu erhalten. Das Loslassen von Besitz, Ego und Eigennutz steht im Zentrum dieses Yoga-Wegs. Nicht die Yogamatte ist der Ort allen Geschehens, sondern der eigene Geist.
Kriya Yoga ist eine spirituelle Yoga-Form, die Meditation und Atemtechniken neben Asanas in den Mittelpunkt stellt. Geeignet für fortgeschrittene Praktizierende unter Anleitung erfahrener Lehrer. Ziel ist ein höherer Bewusstseinszustand, der in ein zufriedenes Leben mündet.
Kundalini Yoga stellt die zweitbekannteste Yoga-Form dar. Neben statischen Halteübungen (Asanas) werden auch fließende Übungsreihen eingebaut. Beim Kundalini-Yoga geht es darum, die Lebensenergie zum Fließen zu bringen. Das Chanten von Mantren und Meditationsübungen bilden Ergänzungen.
Power Yoga ist eine der dynamischen Yoga-Formen. Im Grunde handelt es sich um die amerikanische Variante des Ashtanga Yoga. Die Praktizierenden können jedoch Asanas, Bewegungsabläufe und Atemrhythmus eigenen Bedürfnissen und körperlichen Möglichkeiten anpassen. Die Amerikaner betreiben diese Yoga-Form als Sportart.
Raja Yoga gilt als königlicher Yoga-Weg. Dieser basiert auf acht Stufen der meditativen Versenkung. Die Praktizierenden leben nach dem Verhaltenscodex das Raja-Yoga.
„Restorative“ Yoga ähnelt dem Yin-Yoga im Stil. Der Unterschied liegt im langen, aber entspannten Halten der Asanas, die mit Hilfsmitteln wie Korkblöcken weniger anstrengend gestaltet werden. Ziel ist ein entstresstes Nervensystem und eine entspannte Muskulatur.
Sivananda Yoga möchte mit seinem ganzheitlichen Ansatz Körper, Seele und Geist in Einklang bringen. Beim Sivananda Yoga sollen diese gestärkt und ins Gleichgewicht gebracht werden. Diesem Ziel dienen Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama), Entspannung, Meditation und Ernährung sowie Inhalte der indischen Vedanta-Philosophie. Relevant sind die korrekte Haltung, eine ausreichend tiefe Atmung, vollkommene Entspannung, eine angemessene Ernährungsweise, positives Denken und Meditationsübungen auf der Yogamatte.
Tantra-Yoga nutzt zwar die sexuellen Energien, dreht sich aber eigentlich nicht um Sex. Vielmehr geht es im Tantra um eine gesteigerte Körperwahrnehmung, ein besseres Körperbewusstsein und Lebensbejahung einschließlich der sexuellen Energien.
Übungen aus dem Tao Yoga nutzen die in China und Indien bekannte Lebensenergie (Chi bzw. Prana) für die Ausführung von Asanas oder meditativen Übungen. Die Sammlung und Lenkung des Chi steht im Mittelpunkt dieser Yoga-Form.
Vinyasa Yoga ist von dynamischen und kraftvollen Übungs-Abfolgen mit fließenden Übergängen geprägt. Ein- und Ausatmung sowie Übungsfolgen werden im Einklang miteinander ausgeführt. Die Asanas sollen nach Möglichkeit im Rhythmus mit der Ein- und Ausatmung ausgeführt werden.
Viniyoga ist nach eigenem Verständnis kein neuer Yoga-Stil, sondern stellt eher eine individuelle Anpassungsmöglichkeit für den Übenden dar. Häufig wird der Unterricht als Einzelunterricht gestaltet. Geeignet für Menschen, die nicht besonders fit sind oder körperlichen Einschränkungen unterliegen.
Yin Yoga zielt darauf ab, die Asanas möglichst lange – nämlich drei bis sieben Minuten lang – zu halten, ohne dass übermäßig viel Muskeleinsatz erforderlich ist. Diese Yoga-Form ist ruhig, entspannend und ausgleichend. Häufig als Ergänzung zu dynamischen Yoga-Formen im Angebot.
Das Energie-Yoga setzt auf Visualisierungen, Achtsamkeit und Energielenkung. Ziel ist die Verbesserung der Selbstwahrnehmung. Die Übungen sind individuell anpassbar und werden entspannt auf der Yogamatte ausgeführt.
Eine neue Sonderform: AerialYoga
AerialYoga ist eine Yoga-Variante, in der ein großes Yogatuch eine besondere Bedeutung erhält. Dieses spezielle Yogatuch steht im Mittelpunkt aller Übungen. Ein ähnliches Tuch wird von Artisten im „Circe du Soleil“ als Luftakrobatik-Hilfsmittel genutzt. Beim AerialYoga werden die verknoteten Tuch-Enden an einen Karabiner eingehängt, der an der Decke oder einem ausreichend tragfähigen Gestell angebracht ist. Mit sogenannten „Daisy Chains“ bzw. Schlingenbändern kann die Höhe der Tuch-Hängung reguliert werden.
Das Yogatuch hängt beim AerialYoga an einem oder zwei Haken. Zwei Haken sind vorteilhafter, weil sie die Übungen leichter durchführen lassen. Das Schaukeln beim AerialYoga ist damit besser durchführbar. Im Unterschied zur sonst bequemem und locker sitzenden Yogabekleidung wird beim AerialYoga eher eng anliegende Yogabekleidung genutzt. Die Kleidung darf beim AerialYoga aus Elasthan und Synthetik bestehen, weil diese schneller trocknen. Bei anderen Yoga-Arten ist Baumwollbekleidung Standard.
Wird AerialYoga in der Gruppe geübt, sollten weder das T-Shirt oder Langarm-Shirt noch die Hose ins Rutschen geraten. Zu weite Yogabekleidung kann unangenehm drücken. Auch unter den Achseln sollte beim AerialYoga jede Reibung vermieten werden. Daher sind ärmellose Tops beim AerialYoga nicht so geeignet. Sie durchfeuchten das Yogatuch eventuell mit Schweiß. Für manche Übungen im AerialYoga sind lange Hosen angenehmer.
Frequently Asked Questions (FAQ)
Warum gibt es so viele verschiedene Yogastile?
Dass es derzeit bis zu 130 Yoga-Stile gibt, verwundert. Doch so kann jeder den Yoga-Stil finden, der zu seinen Bedürfnissen passt. Ob diese Yoga-Form im eigenen Umfeld angeboten wird, ist aber nicht gesagt. Jeder Yoga-Stil setzt andere Schwerpunkte.
Warum sollte ich Yoga-Übungen machen?
Dafür gibt es viele Gründe: mehr Entspannung bei einem stressigen Beruf mit Termindruck, mehr Bewegung bei einem sitzenden Beruf, der Wunsch nach ganzheitlichem Muskeltraining oder Interesse an einer Bewegungsart, die einen spirituellen Hintergrund hat.
Was sind die Vorteile von Yoga-Übungen?
Straffere Haut, gestärkte Muskulatur, ein entspannteres Wesen, ein ruhigerer Atem und tieferer Schlaf. Zudem können spirituelle Lebenshaltungen oder gesunde Ernährungsweisen unterstützt werden.
Was ist für Anfänger die beste Yoga-Art?
Üblicherweise wird Hatha Yoga zum Einstieg genutzt. Oft bieten Sportvereine oder Volkshochschulen Yoga-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. In solchen Kursen kann jeder einen Einstieg finden. In innerstädtischen Yoga-Studios können meist Schnupperkurse für verschiedene Yoga-Stile absolviert werden.
Welche Ausstattung benötige ich, um zu Hause Yoga-Asanas zu üben?
Für das Üben zuhause werden lediglich eine Yogamatte, ein Handtuch oder ein Yogatuch, bequeme Kleidung und eine Decke zum Ruhen benötigt. Ob Yoga-Blöcke und Gurte benötigt werden, darüber entscheidet die praktizierte Yoga-Art.
Zusammenfassung
Yoga entwickelt sich fast schon zum Volkssport. Angesichts von 130 verschiedenen Yoga-Varianten ist die Qual der Wahl groß. Im eigenen Umfeld werden jedoch wahrscheinlich nur einige der heute existierenden Yoga-Varianten angeboten. Im Fall der Fälle kann man als fortgeschrittener Yoga-Schüler Yoga-Urlaubskurse im Ausland buchen.