Ein traditionsreiches Musikfestival mit altehrwürdigem Erbe
Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci können auf eine lange Tradition zurückblicken. Als thematischer Vorgänger der Veranstaltung können die bereits im Jahr 1954 erstmals vor Ort ausgetragenen Parkfestspiele Sanssouci angesehen werden. Aus dem damaligen deutsch-deutschen Jugendtreffen wurde über die Jahrzehnte einer der bekanntesten und populärsten Höhepunkte im Kulturkalender der DDR. Nachdem der Mauerfall 1989 und die Wiedervereinigung 1990 sowohl Potsdam als auch die gesamte Region Brandenburg für Besucher wieder einfacher zugänglich gemacht hatten, wurde die bekannte Veranstaltung 1991 unter dem neuen Namen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci wiederbelebt. Seither findet das große Festival mit Musik aus dem Barock und Mittelalter sowie der Klassik, Renaissance und Romantik alljährlich erfolgreich im Juni über etwa drei Wochen mit ca. 80 einzelnen Veranstaltungen in Potsdam und Umgebung statt. Neben den Gärten und Schlössern in Sanssouci dienen zahlreiche weitere historische Gebäude und Plätze als Festspielorte. So namentlich das Marmorpalais und der Palmensaal im Neuen Garten, die Schlösser Cecilienhof, Glienicke und Babelsberg, der Palais Lichtenau, der Nikolaisaal Potsdam, das Brandenburger Tor, die Schinkelkirche in Petzow, die Kirche Bornstedt, die Friedrichskirche Babelsberg, die St. Peter und Paul-Kirche auf Nikolskoe, die Truman-Villa in der Karl-Marx-Straße und die Theaterklause in der Zimmerstraße.
Die ganze Stadt wird jedes Jahr im Juni zu einer großen Bühne
Die vom Land Brandenburg, der Landeshauptstadt Potsdam und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg geförderte Veranstaltung steht jedes Jahr unter einem neuen Thema, welches sich an der historischen Aufführungspraxis der preußischen Künste orientiert. In der Vergangenheit waren dies zum Beispiel die Themen „Mozart“, „Musik an europäischen Höfen“, „1.000 Jahre Potsdam“, „Friedrich Wilhelm IV.“, „Vorbild Natur“, „Europäische Brücken“, „Frauen und Musik“, „Musica Britannica“, „Venedig“, „Haydns Welt“, „Dresden“, „Friedrich der Große“, „Skandinavien“, „Mittelmeer“, „Musik und Gärten“ sowie „Bonjour Frankreich!“. Zusätzlich zu den alljährlich drei Opernproduktionen, Schloss- und Open-Air-Konzerten und dem Fahrradkonzert kommen im Rahmen der Musikfestspiele auch eigens hierfür produzierte thematische Führungen und Vorträge sowie diverse Kinderprojekte zur Aufführung. Dabei erfreut sich speziell das einzigartige Fahrradkonzert von Jahr zu Jahr steigender Beliebtheit. Im Rahmen der Musikfestspiele 2018 mit dem Motto „Europa“ vom 8. bis 24. Juni können sportlich aktive Musikliebhaber bei einer Radtour durch Potsdam an einem Tag insgesamt 24 Besichtigungen, Führungen und Konzerte an 18 Originalschauplätzen absolvieren. Stationen der Fahrt sind u.a. der Luisenplatz, das Holländische Viertel, die ehemalige Russenhalle im Waschhaus, die kaiserliche Matrosenstation Kongsnaes, das Schweizer Dorf in Klein-Glienicke, das Hotel Mercure, das Museum Baraberini und das Kunstdorf Bornstedt sowie die Gedenkstätte Lindenstraße.
Preußen war schon vor fast 500 Jahren ein europäischer Pionier in Sachen Toleranz
Passend zum diesjährigen Themenschwerpunkt der Musikfestspiele richten sich alle anderen Aufführungen der Veranstaltung an europäischer Kunst und Kultur aus. Brandenburg bzw. Preußen werden hierbei als gelungene geschichtliche Musterbeispiele der europäischen Integration skizziert. Hier fanden Flüchtlinge aus Holland, Frankreich, der Schweiz, Böhmen, Italien und Russland schon früh religiöse Glaubensfreiheit und das Recht zur wirtschaftlichen Tätigkeit und Entfaltung. Die gesamte Region profitierte seit dem Toleranzedikt von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von 1664 von der Arbeit der sich ansiedelnden Neubürger, ohne deren Handwerkskunst viele brandenburgische Städte heute vermutlich anders aussehen würden. So widmen sich die beiden Auftaktkonzerte „Grenzenlos Europa!“ in der Friedenskirche und „Gypsy Baroque“ im Ehrenhof von Schloss Sanssouci dem großen Einfluss, den Komponisten als Einwanderer und traditionelle Tänze und Lieder aus Osteuropa auf das europäische Musikleben im 18. Jahrhundert hatten. Unter dem Motto „Tag der Nationen“ werden bei den Musikfestspielen auch verschiedene europäische Länder und Regionen sowie deren musikalisches Erbe ausführlich und ausgiebig beleuchtet. Exemplarisch seien hier die beiden Veranstaltungen am 8.6.2018 „Celtic Baroque“ zur irischen und schottischen Folklore in den Neuen Kammern und „Baskisch heißt Euskal“ im Orangerieschloss zur Musikgeschichte des Baskenlandes genannt.
Musik aus allen Ecken und Epochen Europas von einheimischen Künstlern
Ebenfalls den vielseitigen und lebendigen Volksmusiktraditionen Europas gewidmet ist die Folknacht „Völkerball“ am 9.6.2018 im Orangerieschloss, bei der Künstler aus Belgien, der Türkei, Rumänien, Österreich, Portugal, dem Baskenland, Slowenien, Griechenland sowie Deutschland und Frankreich mit seltenen Instrumenten ihr Können unter Beweis stellen. Am selben Tag können Freunde italienischer Musik beim Konzert „Calabrisella“ in der Kirche Bornstedt authentische Musik von Italiens Stiefelspitze genießen. Am 10.6.2018 vormittags werden bei einer Führung durch das Neue Palais Leben und Werk des einstigen französischen Hofmalers in Preußen Antoine Pesne erzählt. Am Abend findet in der Friedenskirche das Konzert „Europäer am Preußenhof“ mit Arien und Kammermusik statt. Am 12.6.2018 kann man im Schloss Babelsberg bei dem Konzert „Die Rückkehr der Wikinger“ skandinavischen Skaldengesängen und Sagaklängen lauschen. Im Schloss Glienicke werden im „Pariser Salon“ Musik von Meyerbeer, Saint-Saëns, Gounod und Massenet sowie Dichtung von Mallarmé, Rilke, Rimbaud und Wilde dargeboten. Am gleichen Datum findet in den Neuen Kammern auch die Hauptprobe zur Oper „L’Europa“ mit den Musikern der Neuen Hofkapelle Graz statt.
Die Tickets für die Festspiele solltest Du Dir möglichst rechtzeitig sichern
Am 13.6.2018 werden eine Führung durch Schloss Cecilienhof mit dem Titel „1945 – Europa im Umbruch“ sowie das Konzert „Weltensammler auf Wanderschaft“ mit europäischen Folksongs im Palmensaal (Neuer Garten) angeboten. Der 14.6.2018 hält das Konzert „Wollust für die Ohren“ mit spanischen Chaconas, Fandangos und Folias im Marmorpalais und die Premiere der Barockoper „L’Europa“ in den Neuen Kammern parat. Weitere empfehlenswerte Highlights der diesjährigen Musikfestspiele sind die musikalische Dampferfahrt „Schiffsreise nach Sizilien“ ab der Dampferanlegestelle Lange Brücke und das Konzert „Cecilienhofnacht 1945 – Weißer Salon“ in Schloss Glienicke am 15.6.2018 sowie die Führung „Zwischen Italien und Russland“ im Orangerieschloss und das Konzert des Sankt Petersburger Musikfrühlings in der Kirche St. Peter und Paul am 16.6.2018. Gleich ein ganzes Dutzend Veranstaltungen gibt es am 17.6.2018, keineswegs versäumen sollten Besucher auch das Abschlusskonzert mit Feuerwerk am 24.6.2018 im Neuen Palais. Tickets für alle Programmpunkte sind im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße erhältlich. Auch an den Abend- und Tageskassen der jeweiligen Spielstätten können Tickets gekauft werden. Die Tourist Information am Alten Markt und im Hauptbahnhof, der PNN-Shop WilhelmGalerie am Platz der Einheit, die Ticketeria Stern-Center in der Nuthestraße/Sternstraße sowie die MAZ-Ticketeria in der Friedrich-Ebert-Straße bieten ebenfalls Tickets an. Eine weitere Möglichkeit ist die Tickets Online zu erweben.
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