Zukunftskonzept des Botanischen Gartens in Berlin

Zukunftskonzept des Botanischen Gartens in Berlin

Der Botanische Garten Berlin

Im Süden der Hauptstadt stellt der Botanische Garten Berlin auf etwa 300 Hügeln und Arealen viele verschiedene Vegetationssysteme nach, die von einer Flachlandheide bis zum Hochgebirge reichen. Mit seinem Museum und den Außenanlagen bildet er ein Ensemble, das sich zu einer der Sehenwürdigkeiten der Hauptstadt entwickelte.

Gegründet wurde der Garten schon 1679 auf Veranlassung des damaligen Kurfürsten von Brandenburg. Erst seit 1995 gehört er zur Freien Universität Berlin mit ihrer Vielzahl von Einrichtungen.

Der Botanische Garten Berlin ist aber nicht nur Museum, sondern ein einzigartiges internationales Wissenszentrum der Botanik für Forschung, Wissenschaft und Artenschutz. Für Besucher wird er zu einem Ort, in dem Botanik mit all seinen Seiten erlebbar wird. Fast 20.000 Pflanzenarten machen den Botanischen Garten Berlin zum größten seiner Art in ganz Deutschland und zu einem der bedeutendsten in der ganzen Welt. Mit etwa 43 Hektar Freigelände, dem Museum und fünfzehn Gewächshäusern bietet er Besucherinnen und Besuchern einmalige Einblicke in die Pflanzenwelt. Alleine die Vielzahl der ausgestellten Pflanzen sind schon Sehenwürdigkeiten. Gleichzeitig bildet der Botanische Garten Berlin ein Zentrum der internationalen Biodiversitätsforschung. Mit seinen mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist er auch ein einmaliges, lebendiges Museum, das die großartige Pflanzenwelt samt ihrer Bedeutung sowie der Darstellung von Kultur- und Naturgeschichte beschäftigt. Museum, Forschung und Artenschutz verstehen sich als Einheit und sind als solche zu definieren.

Präsentation eines Zukunftskonzepts für Artenschutz, Forschung und Wissenschaft

Der Botanische Garten Berlin versteht sich selbst nicht nur als eine der Sehenwürdigkeiten Berlins sondern auch als Marke, die ihre Bedeutung als einmaliger Ort in der Generierung und Vermittlung von botanischem Wissen sieht. Das Zukunftskonzept 2021 – 2030 soll die bevorstehenden Angebote sowie weiteren strategischen Vorhaben von Garten, Museum aber auch von Wissenschaft, Forschung und Artenschutz unterstreichen. Zur Zeit ist die Ruhe der Sehenwürdigkeiten durch Baulärm und Bagger gestört. Überall sind sowohl innen als auch außen große Bauarbeiten im Gange.

Das eigens entwickelte „Zukunftskonzept“ für den Botanischen Garten Berlin soll in bis zum Jahr 2030 auf die vordersten Plätze der Botanikforschung führen und somit den Garten als eine der Sehenwürdigkeiten in Berlin aufwerten. Dahinter steckt die Absicht, dass Menschen einen neuen Zugang zur Natur finden sollen und so den Reichtum des Lebens bewahren. Artenschutz, Forschung und Wissenschaft aber auch die Eigenschaft eines Museums bleiben erhalten. Das Museum wird jedoch eine energetische Komplettsanierung erhalten, die gleichzeitig eine Neugestaltung aller Ausstellungsflächen beinhaltet. Dahinter steckt die Absicht, die großen und derzeit aktuellen Themen wie Klimawandel und die Krise der Biodiversität in neuer Art und Weise zu vermitteln. Diese Vermittlung geschieht auch interaktiv durch digitale Formate und erneuerte didaktische Wege. Der Garten versteht sich als Wissensvermittler, da immer mehr Arten verschwinden aber auch das Wissen der Bevölkerung von diesen Arten abnimmt.

Dennoch soll der Botanische Garten Berlin als eine der schönsten Sehenwürdigkeiten der Hauptstadt weiterhin seine Funktion als Erlebnis- und Ruheraum für alle Bevölkerungsschichten erhalten bleiben. Der Botanische Garten Berlin ist und bleibt weiterhin samt seiner denkmalgeschützten Gebäude ein Kunstwerk, in dem seit mehr als 120 Jahren Wissen inszeniert wird. Er versteht sich weiter als kulturhistorischer Ort, der seinen Besucherinnen und Besuchern auch Erholung und Entdeckung bieten kann.

Die Neuausrichtung versteht sich als Aufgabe, Wissen über Arten- und Umweltschutz de Menschen näher zu bringen und dieses Wissen emotional zu verpacken, sodass auch diejenigen einen Zugang erhalten, die ihn bisher noch nicht hatten. Forschung, Wissenschaft und Artenschutz sowie die Inhalte des Museums sollen an diejenigen weitergegeben werden, die es selbst wieder verwenden, um die Welt zu verbessern.

Aufwertung des Botanischen Garten Berlins und des Museums

Für Besuche aus aller Welt entstehen im Botanischen Garten Berlin innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Vielzahl neuer Angebote an Gärten und Museum. Bis 2020 werden über 17 Million Euro Fördergelder der „Gemeinschaftsaufgabe der regionalen Wirtschaftsstruktur – GRW“ in den Botanischen Garten Berlin fließen. Hier wird die Infrastruktur verbessert und somit die gesamte Anlage deutlich aufgewertet. Selbstverständlich bleibt der Garten weiter eine der wichtigen Sehenwürdigkeiten Berlins erhalten. Es entstehen nicht nur ein neuer Nutzpflanzengarten, sondern auch zahlreiche neue Ausstellungstafeln innerhalb des Freigeländes, die der Wissensvermittlung für die gesamte Botanik dienen. Am Eingang der Königin-Luise-Straße wird ein neues Besucherzentrum erbaut, das Gäste schon ab 2022 besuchen können. Gleichzeitig wird das Botanische Garten Museum bis zum Jahr 2023 neu konzipiert und umgebaut. Durch das neue Museum wird ein Ort entwickelt, der Gäste einlädt, sich selbst als Teil eines gesellschaftlichen Diskurses von Biodiversität sowie dem Schutz der Natur anzusehen. Die Umgestaltung des Museums und die neue Ausstellung schlägt mit etwa neun Millionen Euro aus GRW-Mitteln zu Buche.

Zentrum für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsintegration

Der Botanische Garten Berlin wird durch ein völlig neues Besucherleitsystem aufgewertet. Zentrale Informationen von Wissenschaft, Forschung und Artenschutz werden durch ein Zukunftskonzept umgesetzt. Somit entsteht ein wissenschaftlicher Ansatz, der die Digitalisierung des jahrhundertealten Archivs beinhaltet, Das „Herbarium“, welches sich aus mehr als vier Millionen einzelnen Belegen von gepressten Pflanzen zusammensetzt, ist der größte Bestand seiner Art in ganz Deutschland. Gegenwärtig sind etwa ein Fünftel digitalisiert und somit für Computer nutzbar. Bis 2030 sollen alle 100 Prozent erfasst und dadurch zugänglich sein.

Ein weiterer Teil des Zukunftskonzepts ist die interdisziplinäre Vernetzung des Gartens. Es entsteht ein Wissenspool für die Freie Universität Berlin und ihre Vielzahl verschiedener Institute. Somit bringt der Botanische Garten Berlin den Gedanken der „International Network University“ buchstäblich zum Blühen. Der Garten wird nicht nur zu einer der bedeutendsten Sehenwürdigkeiten weiterentwickelt, sondern unterstützt Wissenschaft auf aktive Weise.

Dritter Teil ist eine internationale Vernetzung des Botanischen Gartens Berlin durch die Verwendung digitaler Techniken. Somit soll ein „Knotenpunkt internationaler Biodiversitätsforschung“ entstehen.

Um diese Ziele zu verwirklichen und Forschung, Wissenschaft und Artenschutz weiter auszubauen, erfolgte die Gründung des „Zentrums für Biodiversitätsinformatik und Sammlungsintegration“. Dadurch soll in den nächsten zehn Jahren eine Verbindung verschiedener Datentypen entstehen, woraus wiederum neue Erkenntnisse gewonnen werden sollen. Das Zentrum will neue Wissensräume erschaffen sowie globale Entwicklungen prognostizieren, um daraus Erkenntnisse für den Artenschutz weltweit zu gewinnen. Die „Dahlemer Saatgutbank für Wildpflanzen“, welche schon 2015 ein neues Gebäude erhalten hat, enthält derzeit Samen von etwa 13.000 botanischer Arten. Hierunter befinden sich auch viele gefährdete und seltene Arten. In ganz Deutschland existieren sechs dieser Saatgutbanken in verschiedenen Botanischen Gärten, welche wiederum regional spezialisiert sind.

Die Herbonauten

Der Botanische Garten Berlin versteht sich nicht nur als eine der bekanntesten Sehenwürdigkeiten für Artenschutz, Wissenschaft und Forschung, sondern integriert die Berliner auch als „Bürgerforscher“ mit ein. 2017 erfolgte die Gründung der Gruppe der „Herbonauten“, die es ermöglicht, dass wissenschaftliche Laien den Botanikforschern bei der Entschlüsselung der Dokumente aus dem Herbarium behilflich sind. Viele der schon jahrhundertealten Blätter sind teilweise in der nur schwer zu lesenden Sütterlinschrift oder sogar in Kyrillisch verfasst. Oder in den Dokumenten befinden sich seltsame Angaben über verschiedene Orte. Viele der Bürgerforscher können durch ihre geografischen oder sprachlichen Kenntnisse zur Entzifferung der Dokumente beitragen und so einen aktiven Beitrag zur Forschung und zum Artenschutz leisten. Dieses „Citizen-Science-Engagement“ soll jetzt erweitert werden, um einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schaffen.

Somit werden Besucher der Hauptstadt eine ihrer beliebtesten Sehenwürdigkeiten schon bald in einem neuen Licht erleben.